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25 Jahre Fotostudio Heidi Scherm
– 2. Mein Atelier in der Karl-Marx-Allee
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Als ich mich im Sommer 2000 als Portraitfotografin in Berlin auf meine eigenen unternehmerischen Füße stellte, befand sich mein erstes Atelier in der Karl-Marx-Straße 90 im Berliner Friedrichshain. Die Atelierräume teilte ich mir mit zwei Mitstreitern, ebenfalls Fotografen in Berlin – und der Ort war nicht zufällig gewählt.
Die schönen, vom Architekten Hermann Henselmann gestalteten und ab 1951 erbauten Häuser haben mich schon beim ersten Kennenlernen fasziniert – ein echter Sehnsuchtsort für mein Fotostudio und einen Ausstellungsraum.
Architektonisch ist die Karl-Marx-Allee eine echte Besonderheit in Berlin – nirgendwo in der Stadt gibt es etwas Vergleichbares. Das war natürlich auch für mich als Fotografin interessant. Die breite Allee reicht vom Alexanderplatz bis zum Frankfurter Tor und kreuzt dabei den Strausberger Platz mit seinem Springbrunnen und den markanten Türmen. Über ihre gesamte Länge hinweg bietet sie zahllose Motive für Fotoaufnahmen, seien es Outdoor-Portraits oder architektonische Fotos. Doch auch geschichtlich hat die Straße einiges erlebt – etwa die Barrikadenkämpfe der Märzrevolution 1948 und der Novemberrevolution 1918/19, ihre völlige Zerstörung im Zweiten Weltkrieg sowie den großen Volksaufstand von 1953, der mit Hilfe sowjetischer Streitkräfte gewaltsam niedergeschlagen wurde. Damals hieß die Straße allerdings noch Stalinallee. Ihren neuen Namen bekam sie erst 1961, als der DDR-Führung ihre Verehrung für Josef Stalin abhanden kam. Und der Stalinallee sowohl ihr Name als auch das Denkmal des großen Diktators.
Plakat zum Nationalen Aufbauprogramm Berlin
© 1952 Ernst Semmler
Was mich an der Karl-Marx-Allee besonders begeistert hat, ist ihre breite Sichtachse – vom Sonnenaufgang im Osten der Allee bis zum Sonnenuntergang über dem Alexanderplatz. Mein Fotoatelier war großzügig geschnitten, hoch und mit stattlichen Säulen. Ein idealer Arbeitsort!
In der Anfangszeit bekam ich viele Foto-Aufträge im Bereich der Baudokumentationen – etwa für den Umbau der backfabrik. Ich fotografierte Stadtlandschaften, Reportagen zur Stadtplanung oder Bezirkspolitiker auf Veranstaltungen und bei Eröffnungsreden. Zum Teil sind diese Arbeitsbereiche bis heute erhalten geblieben. Ich erstelle regelmäßig Fotodokumentationen von Workshops, Events und Veranstaltungen im beruflichen Kontext und werde im Bereich der Corporate Photography gebucht.
Meine Verbindung zur Karl-Marx-Allee hält bis heute – über ehemalige Kunden, die mich bis heute beauftragen und begleiten, bis zur Zusammenarbeit mit der großartigen Grafikerin Bianka Gericke, für die ich seit 2022 die Titelbilder des KMA Stadtteilmagazins für den 2. Bauabschnitt der Karl-Marx-Allee anfertigen darf. So komme ich immer wieder zurück in „mein“ altes Viertel und seine moderne Nachbarschaft.
Aufnahme für das KMA Stadtteilmagazin, aufgenommen im Kino International
Titelbilder für das KMA Stadtteilmagazin
Titelbild: Turmbauten von Hermann Henselmann am Frankfurter Tor; Postkarte, © Rolf Vetter, Bild und Heimat